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AMAROK

ein erster Eindruck

11. Dezember 2022

Erster Eindruck

AMAROK "Amarok"

Normalerweise lassen sich Autohersteller für ihre puren, abgespeckten Modelle extra bezahlen. Mercedes mit dem „Professional“, der reinsten Sorte des G-Modells oder auch Porsche mit seinen GT-Modellen des 911. Ziel dieser Sondermodelle ist das unmittelbare, direkte Fahrerlebnis und kompromisslose Performance – Qualitäten, die bei modernen Autos oft durch den Spagat zwischen Komfort, Konnektivität und Luxus verloren gehen.

VW-Nutzfahrzeuge geht bei der Einführung des neuen Amarok einen anderen Weg. Die Ausstattungslinien „Aventura“, „PanAmericana“ und „Style“ bestechen mit einer Auswahl an belederten Instrumententrägern, Off-Road Fahrprogrammen, großen Touchscreens, 10-Gang-Automatik und einem Schwarm von Assistenzsystemen, die noch vor wenigen Jahren, wenn überhaupt in äußerst luxuriösen SUVs zu finden waren. Es sind komfortable und kompetente Alleskönner. Aber gerade die Basisvariante – der Amarok „Amarok“ hat uns überzeugt.  Dies ist bei Weitem nicht das „Kassenmodell“, sondern begeistert durch ungefiltertes Nutzfahrzeugflair. Für uns eine perfekte Basis für Fernreisen und Abenteuer.

Fangen wir außen an: Der in Kooperation mit Ford in Südafrika produzierte Amarok ist deutlich gewachsen. Nicht nur die knapp 10 cm mehr Länge und ein paar Zentimetern mehr Breite, sondern vor allem das auf „Präsenz“ getrimmte Design lassen den Pritschenwagen fast eine Nummer größer wirken. Im direkten Vergleich erscheint der nicht unbedingt kompakte Vorgänger beinahe zierlich. Besonders die hohe und breite Front strahlt Machismo aus (obwohl er ja nicht mehr aus Argentinien kommt). Jedoch besteht die Frontschürze bei der Basisvariante aus wohltuend einfarbig schwarzem Kunststoff und wird nicht noch durch Chromelemente in ihrer Wuchtigkeit betont. Die im Gelände eventuell hinderliche Spoilerlippe lässt sich für den Einsatz im Groben übrigens einfach abschrauben (auch bei den höheren Ausstattungen). Während die höheren Ausstattungsvarianten auf bis zu 21 Zoll großen Alufelgen über die Wege der Welt rollen, sind für die Variante „Amarok“ noch immer Stahlfelgen in 16 Zoll verfügbar. Der Durchmesser der Standardbereifung ist etwas gewachsen, sodass nicht nur die bei Fernreisenden beliebten 235/85-16 montiert werden können, sondern jetzt auch noch 255/85-16 oder 265/75-16 innerhalb der 8% Marke liegen. Platz ist in den voluminösen Radkästen genug.

Eine weitere gute Nachricht ist: Endlich ist der robuste Rahmen und nicht mehr der Karosserieschweller der niedrigste Punkt zwischen den Achsen – so ist das Risiko von teuren Schäden bei Aufsetzern erheblich gesunken. Auch die für ernsthaften Geländeeinsatz sehr tief hängenden Trittbretter lassen sich schnell entfernen.

Im Innenraum setzt sich das unaufgeregte schwarze Farbthema fort. Gut konturierte, langstreckentaugliche Sitze, robuster Kunststofffußboden, abwaschbare Oberflächen, kein Bling, keine überbordenden Funktionen. Bis auf wenige Punkte ein überzeugender ergonomischer Arbeitsplatz. Scheinbar sind die Zeiten von analogen Anzeigen im Cockpit vorbei und es gibt, auch im VW-Konzern durchaus Beispiele, dass dies auch gelingen kann und sich digital und ergonomisch nicht ausschließen. In der Basisvariante des Amarok könnte dort jedoch noch nachgelegt werden. Auch hier dominiert ein großer Bildschirm die Mittelkonsole – über den Touchscreen können in Menüs verschiedene Funktionen bedient werden. Dies ist eher Geschmacksache, dass jedoch auch die Klimatisierung am untersten Rand des Bildschirms mit mehreren Touches geregelt werden muss, ist unnötig kompliziert und, da der Blick dafür vom Verkehrsgeschehen in die Region des Schalthebels wandern muss, auch gefährlich. Was spricht gegen Dreh- oder Schieberegler für diese zentralen Funktionen? Beim Polo geht es doch vorbildlich.

Dabei kommen wir gleich zum nächsten kleinen Kritikpunkt: Über Tasten am Lenkrad sind verschiedene Ansichten im Mäusekino möglich. Sehr gut ist jetzt z.B. Wasser und Öltemperatur ablesbar. Bei der Drehzahl wurde offensichtlich beschlossen, dass hier ein Unterschied zu den teureren Varianten gemacht werden muss. Statt der Möglichkeit ein gut ablesbares Rundinstrument einzublenden, bietet das Display nur die Option eines mickrigen und schlecht ablesbaren Balkendiagramms ala Fieberthermometer. Mit diesen zwei Punkten erschöpft sich aber auch die Kritik.

Drive Modus: Endlich Schlüsseldrehen, wohltuend vernehmlich brummt der kleine 2l Diesel unternehmungslustig vor sich hin. In dieser Variante gibt es nur ein 6-Gang-Schaltgetriebe – der Schalthebel vermittelt angenehme mechanische Rückmeldung – ein wenig darf der Fahrer hier auch noch Maschinist sein. Obwohl der 125kW Motor seine 400NM Drehmoment nominell etwas später als das alte 2l Aggregat zur Verfügung stellt, begeistert der Durchzug direkt ab Leerlaufdrehzahl. Die besonders im Gelände lästige Anfahrschwäche des alten Motors ist Vergangenheit, komplett souverän bewegt sich der Pick-up bei niedrigster Drehzahl durch das Gelände. Auch bemerkenswert, es gibt noch eine echte mechanische Handbremse. Die Fahrmodusoptionen beschränken sich auf die klassische Auswahl 2H, 4H und 4L. Besonders in der Untersetzung kriecht der Amarok im Leerlauf durch fast alle Steigungen. Das Fahrwerk überzeugt im Gelände durch ungewöhnlich gute Verschränkung, die Räder verlieren erst an ausgesprochen üblen Verwerfungen den Bodenkontakt. Mit eingelegter Differenzialsperre – diese ist übrigens unabhängig vom Fahrmodus aktivierbar – krabbelt die Fuhre überraschend mühelos und unbeeindruckt auch durch anspruchsvolle Passagen. An der Hinterachse hängen übrigens die Stoßdämpferbefestigungen nicht mehr unterhalb des Achsrohrs – grobfelsige Pisten verlieren dabei nochmals einen Teil Ihres Schreckens. Einzig die ausladende Motorhaube schränkt die Übersichtlichkeit nach vorne unnötig ein – hier folgte Funktion eindeutig Design. Das Fahrverhalten ist im Gegensatz zur ersten Generation etwas robuster, besonders die Lenkung scheint einen Tick weniger präzise. Insgesamt fährt sich der Amarok „Amarok“ jedoch genauso pur und eindeutig wie wir uns dies von einem Begleiter auf anspruchsvollen Touren wünschen. Er vermittelt Belastbarkeit, Fahrkomfort und bietet mit über 1,1t Zuladungskapazität echte Nutzfahrzeugqualitäten.

Auch der Blick unter die Motorhaube ist erfreulich. Der kleine Vierzylinder bringt nicht nur erfreulich wenig Gewicht auf die Vorderachse, auch ist die im Geländeeinsatz anfällige Lichtmaschine weit oben angeordnet, was der Zuverlässigkeit bei Einsatz im Sand und Matsch zuträglich sein wird.  Auch die Rückseite der Kühler ist gut erreichbar, Dreck kann also wahrscheinlich auch von innen mit einem Schlauch herausgespült werden. Die Wattiefe ist auf stattliche 80 cm gestiegen. Dies sollte für die meisten Einsatzzwecke genügen. Leider liegt die Luftansaugung zwar weit oben, jedoch an der Fahrzeugvorderseite. Unvorsichtige Fahrt mit hoher Bugwelle kann auch hier bei deutlich niedrigeren Wassertiefen schon zum Motorexitus führen. Soweit wir es gesehen haben, könnte die Montage eines Schnorchels wegen des etwas ungünstig montierten Spritzwasserbehälters ein wenig aufwändiger werden.

Für den Fernreiseeinsatz abseits der befestigten Straßen würden wir neben dem Schnorchel nur noch sehr wenig verändern: Einen massiveren Unterfahrschutz unter Motor und Getriebe. Rockslider an den Schwellern, die jedoch nicht unnötig weit die Bodenfreiheit nach unten reduzieren sollten, sowie eine dezente Fahrwerkshöherlegung und Reifen im 32er oder 33er Format.

So wird aus der Basisvariante des Amarok ein potentes Reisefahrzeug, das die Tugenden klassischer Geländewagen mit den Anforderungen an ein modernes Fahrzeug vereint.

Wir jedenfalls freuen uns schon auf die ersten anspruchsvollen Reisen mit dem Amarok „Amarok“

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