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Geländetest Grenadier
Oktober 2022
Hier bloggt das Team der experience zu Themen und Touren auf der Suche nach dem Westpol.
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Gestern hatten wir mit unseren Partnern von der Seikel GmbH die Möglichkeit einen seriennahen Grenadier selbst in leichtem Gelände zu bewegen. Hier die ersten Eindrücke:
Zuallererst ist es jedes Mal wieder beeindruckend, wie nahbar und offen das Team von Ineos auf den Veranstaltungen ist. Hier ist tatsächlich der Spirit zu spüren, mit den Nutzern/Kunden ins Gespräch zu kommen und auch noch mit Unfertigem wird recht offen umgegangen. Das schafft, genau wie der Ansatz einen klassischen Geländewagen alter Schule, der den modernen Anforderungen entspricht, neu auf den Markt zu bringen, zumindest einen großen Sympathiebonus.
Genauso sympathisch war, dass die Fahrzeugbegleiter nicht einfach auf einer festgelegten Fahrroute / Linie beharrten, sondern unserem Wunsch nach dem Ausloten des Fahrverhaltens eher positiv entgegenkamen. Die Fahrstrecke war eine – leider trockene – Motocross-Strecke, also viel Steigung und Gefälle, mehrere Kuppen, aber wenig Verschränkungspassagen und kaum lockerer Untergrund.
Vor dem Losfahren gab es dann aber doch eine Enttäuschung bei den jetzt sehr seriennahen Fahrzeugen. Bisher wurden immer Prototypen vorgestellt und in manchen Punkten gab es die Hoffnung, dass dies in der Serie noch angepasst würde. Ganz besonders der sehr tief liegende Tank auf der rechten Fahrzeugseite, der für den Betrieb besonders in felsigen/steinigen Passagen sehr exponiert liegt, scheint jedoch tatsächlich so in Serie zu gehen. Als „Anwenderlaie“ habe ich da beim Gedanken an manche Strecken auf Island oder auch Korsika innerlich etwas gezuckt, jedoch wurde der Grenadier ja von echten Off-Road Profis bei Magna entwickelt und so bleibt bis zu einem echten Praxistest auf freier Wildbahn, die Hoffnung, dass das schon so passt (und nicht, dass das nur auf dem Schöckel so gepasst hat…).
Das gleiche gilt für den tief unter dem vorderen Stoßfänger angeordneten Kühler – sicherlich ein Zugeständnis an die aktuellen Anforderungen an die Technik – auch hier wird eine längere Fahrt auf schwierigen Pisten zeigen, wie Off-Road praxistauglich dies ist.
Erfreulich beim Blick unter den Wagen ist die massive Auslegung von Rahmen, Achsen und Fahrwerk, die beinahe schon übertrieben für ein handliches Fahrzeug der 3,5t Klasse wirkt. Da sind offensichtlich deutliche Reserven eingerechnet.
Jetzt aber zum Fahren: Ja, schon direkt nach dem Starten des Motors hatten wir gleich Lust zu einem fernen Ziel im weit jenseits des Horizonts aufzubrechen, statt nur ein paar Runden auf der Strecke zu drehen. Die aufrechte Sitzposition, der Blick über die übersichtliche Motorhaube und das leise Brummen des Motors – Fahrer klassischer Geländewagen kennen dieses Gefühl kurz vor dem Aufbruch zu einer der Traumrouten.
Aber genug taggeträumt – Untersetzung über einen echten mechanischen Hebel eingelegt (nur im Stand, Automatik auf N) – dies funktioniert übrigens ohne viel Ruckeln und Reißen und es geht vollkommen entspannt im 2. Gang der 8-Gang-Automatik los. Für Geländeerfahrene gab es auf der Strecke wenig Überraschungen, sehr gut harmonierten Motor und Getriebe, keine elektronischen Helferlein störten das angenehm analoge Fahrerlebnis.
Weder durch einseitiges Befahren des grasigen und weniger griffigen Streckenrandes, noch durch provokant Schräges Anfahren der Kuppen ließ sich der Grenadier auf diesem Parcours beeindrucken. Die Achsverschränkung war hier deutlich ausreichend und noch nicht einmal das Mitteldifferenzial musste gesperrt werden.
Erst beim Ausloten der maximalen Verschränkung an ein paar Hügeln neben der Strecke war das Sperren des Mitteldifferenzials hilfreich, um das Fahrzeug zu positionieren, jedoch wäre es auch noch ohne gegangen.
Beim Umschalten auf „High“ für eine etwas schnellere Schotterpassage – diese war leider weder lang noch verworfen genug, um für das Pistenfahrverhalten Schlüsse zu ziehen – zeigte sich die unterschiedliche Abstimmung des Motoransprechverhaltens. In „Low“ ließ sich der Grenadier sehr feinfühlig dosieren, sodass der Krafteinsatz genau passend der Situation angepasst werden konnte. Nach dem Umschalten auf „High“ spricht der Motor deutlich vehementer an und schiebt für einen klassischen Geländekasten entschlossen nach vorne.
Zur Bedienung: Ergonomisch stand bei der Anordnung der Schalter sicher nicht ganz oben auf der Liste. Das Wichtigste ist jedoch einfach zu finden und zu bedienen. Nach etwas Eingewöhnungszeit findet man sich dann sicher auch in dem fancy Schalterensemble zurecht. Der Zentralbildschirm bietet relativ problemlos Zugang zu Angaben wie Reifendruck, Getriebetemperatur und anderen im Geländebetrieb interessanten Parametern, ohne zu playstationartig zu wirken. Schön wäre es die Geschwindigkeit direkt in dem kleinen Display hinter dem Lenkrad angezeigt zu bekommen, aber das ist ja auch irgendwie Charakter oder Schrulligkeit…
Unser Fazit: Ein recht vielversprechendes erstes kurzes Kennenlernen das Lust auf eine ausführliche Tour weit abseits der Straßen auf anspruchsvollem Terrain macht. Sicher wird der Grenadier dabei auch seine Eigenheiten und Schwachpunkte offenbaren, die – wie bei jedem Fahrzeug – berücksichtigt oder im Aftermarket optimiert werden müssen, aber auf jeden Fall ist er eine sehr willkommene Ergänzung des Angebotes für 4x4 Reisende.